Astrologie – ein Werkzeug, um Kinder besser zu verstehen

Ein Beitrag für Astrologen

Im Folgenden werden diese Themen zur Deutung eines Kinderhoroskops behandelt:

  • Grundsätzliches
  • Drei Deutungsebenen
  • Schwerpunkte
  • Elemente
  • Aszendent
  • Mond
  • Mondknoten
  • Saturn
  • Jupiter
  • Uranus, Neptun, Pluto
  • Sonne

ein paar grundsätzliche gedanken zum kinderhoroskop

Im weiten Feld astrologischer Möglichkeiten liegen mir Kinderhoroskope ganz besonders am Herzen. In vielen Beobachtungen, Gesprächen und Beratungen stelle ich immer wieder mit Staunen fest, wie direkt und unkompliziert sich Kinder zum Ausdruck bringen. Sie zeigen mir die einzelnen Archetypen in einer Klarheit, wie ich sie sonst kaum finde.

Ein Kinderhoroskop ist ein Spiegel dieser Archetypen und gibt Einblick in die psychologische Grundstruktur des Kindes. Es kann Eltern helfen, ihr Kind besser zu verstehen und in seinem So-Sein zu akzeptieren. Ich habe dies mit meinem eigenen Sohn auf eindrückliche Weise erfahren. Mit Krebsaszendent und Krebsmond am Aszendenten hat er in einer luft- und erdbetonten Familie keinen leichten Stand. Wenn er als Kleinkind weinte und ich als waage- und merkurbetonte Mutter ihn nach dem Grund fragte, heulte er nur noch lauter. Das Horoskop zeigte mir klar, dass der Draht zu ihm kein „luftiger“, sondern eben ein „wässeriger“ war. Ich versuchte mich in seiner Ausdrucksweise, wiegte ihn im Arm und begann zu singen. Und siehe da, es funktionierte bestens. Meist hörte er sofort auf zu weinen, sang und lachte mit. Ich wusste zwar nicht, was der Grund seiner Tränen gewesen war, doch indem ich mich auf sein Element einstimmte, konnte ich ihm die nötige Geborgenheit vermitteln.

Ein Kind in seiner Individualität zu verstehen und zu akzeptieren, ist die beste Voraussetzung, es gezielt zu fördern. Zum Beispiel gibt die Saturnstellung in Haus und Aspekten Hinweise, in welchem Zusammenhang ein Kind sich besonders bewähren möchte. In diesem Bereich stellt es hohe Anforderungen an sich selber, reagiert empfindlich auf Kritik und zeigt zähe Ausdauer. Von den Eltern braucht es gerade in diesem Bereich eine zuverlässige Rückendeckung, Übungsmöglichkeiten und die Erlaubnis, Fehler zu machen. Erhält es dies, wird es im Zusammenhang mit der Hausstellung des Saturn schon früh zu einem selbständigen und verantwortungsbewussten kleinen „Meister“ und gewinnt innere Sicherheit.

Jedes Kind „macht“ gelegentlich Probleme. Eine astrologische Beratung vermag den Eltern Zusammenhänge aufzuzeigen und Schwierigkeiten in ein positives Licht zu rücken. So kann beispielsweise ein Kind mit einer Mars-Pluto-Konstellation die Eltern buchstäblich zum Ausrasten bringen. Die Astrologie kann zwar die Heftigkeit der Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Kind nicht mindern, doch zeigt die Mars-Pluto-Symbolik im Kinderhoroskop, dass dieses Kind seinen Charakter in entsprechend heftigen Auftritten schleifen will und muss. Wenn die Eltern erkennen, dass sein Lernprozess den Umgang mit Macht und Gewalt beinhaltet und die entsprechenden Ausbrüche nicht „daneben“ sind, können sie das Kind angemessen begleiten, anstatt es zum Familienproblem zu degradieren und sich selber mit Schulgefühlen zu belasten. Das Wissen um die Eigenheiten eines Kindes hilft vielen Eltern, sich von Selbstvorwürfen zu lösen.

Auch wenn ein Kinderhoroskop die Möglichkeit bietet, ein Kind besser zu verstehen und in seiner Entwicklung zu begleiten, so sollten wir darüber die Gefahren nicht vergessen. Ein Kinderhoroskop soll nicht dem Kind eine Form überstülpen und aussagen, wie es zu sein hat. Wenn Eltern beispielsweise gerne ein kleines Musikgenie hätten und der Astrologe erwähnt nebenbei, dass die Sonne-Neptun-Konstellation unter anderem durch Musik zum Ausdruck gebracht werden könnte, so kaufen diese Eltern möglicherweise noch am selben Tag eine Geige und lassen das Kind täglich eine halbe Stunde üben, weil ja der Astrologe gesagt hat, Musik wäre gut. Obwohl dieses Beispiel fast schon wie eine Karikatur anmutet, ist es leider eine Tatsache, dass die Vorstellungen der Eltern Gartenzäunen gleichen, welche die Grenzen der Kinder abstecken und ihre individuellen Neigungen einschränken. Der Einbezug des Kinderhoroskopes trägt dazu bei, diesen Gartenzaun zu erweitern, kann ihn jedoch auch zu einer Mauer werden lassen. Die Deutung von Kinderhoroskopen ist aus meiner Sicht eine Gratwanderung zwischen Segen und Schaden.

Ein weiteres heikles Thema ist die Tatsache, dass Eltern und Astrologe über das Kind in dessen Abwesenheit sprechen. Wie leicht kann eine gut gemeinte Absicht vom Kind als Machtmissbrauch empfunden werden. Besonders ein Kind mit Merkur-Pluto-Themen reagiert empfindlich auf das Wissen, das der Astrologe den Eltern vermittelt hat. Ein Beispiel: Als ich einige Wochen nach einer Beratung die Mutter mit dem neunjährigen Manuel zufällig traf, forderte sie den Jungen auf, mir ein Erlebnis zu erzählen. Dieser jedoch meinte trocken: „Das ist doch nicht nötig, sie weiss eh alles von mir!“ Manuel hat Sonne, Mond und Merkur im Skorpion. Wie dieses Beispiel zeigt, kann man als Astrologe kaum genug auf die Grenzen der astrologischen Aussagemöglichkeiten hinweisen. Um dem Machtmissbrauch mit dem astrologischen Wissen keinen Vorschub zu leisten, sollte es einem Kind mindestens ab dem zwölften Altersjahr freigestellt werden, ob es am Beratungsgespräch teilhaben möchte.

Die Frage, ob es sinnvoll ist, das Horoskop für ein Neugeborenes zu deuten, möchte ich hier zwar aufwerfen, aber dem werten Leser zum Nachdenken überlassen.


drei deutungsebenen

Ein Kinderhoroskop kann – wie jedes Radixhoroskop – für sich allein gedeutet werden. Dies ist Thema dieses Beitrags.

Die ersten Lebensjahre verbringt ein Kind in einer engen Mutter-Kind-Beziehung. Das Horoskop der Mutter enthält entsprechend wichtige Zusatzinformationen. Ein Beispiel: Ein Kind hat eine etwa ausgewogene Luft-Wasser-Betonung. Ist seine Mutter wasserbetont, neigt auch es dazu, Wasserqualitäten zu entwickeln. Mit einer ausgesprochen „luftigen“ Mutter wird es dagegen schnell merken, dass verbale und denkerische Fähigkeiten, Neugier und Interesse besser ankommen als sein Schmusebedürfnis. Vergleicht man die Zeichenstellung der persönlichen Planeten und deutet die Synastrieaspekte, lässt sich die Mutter-Kind-Beziehung mit einer ähnlichen Treffsicherheit beschreiben, wie eine Mann-Frau-Partnerschaft. Die Aussagekraft dürfte sogar noch grösser sein, denn ein Kind hat grundsätzlich weniger Möglichkeiten, seine Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, als ein Erwachsener.
Eine dritte Deutungsebene bietet der Einbezug aller Familienmitglieder. Eine Familie kann als geschlossenes System betrachtet werden, in dem die Rollen einigermassen stabil verteilt sind. Mindestens ein Familienmitglied „trägt Verantwortung“. Oft gibt es einen Besserwisser, einen Hilfsbedürftigen, einen Clown, Aussenseiter oder Vermittler, einen Retter und Helfer. Vergleicht man die Horoskope der einzelnen Familienmitglieder, so kann man daraus auf die Rollen und deren Verteilung in der Familie schliessen. Ein Kind mit einem stark gestellten Uranus neigt zu einer Aussenseiterrolle, übernimmt diese jedoch nur, wenn sie nicht schon von einem anderen Familienmitglied besetzt ist.


schwerpunkte der deutung

Zehn Astrologen haben bekannterweise mindestens elf Arbeitsmethoden. Meine Art und Weise, ein Kinderhoroskop zu deuten, ist also eine unter vielen Möglichkeiten und soll Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Impulse vermitteln und die Lust zum Experimentieren wecken.

Um etwas Struktur in die folgenden Ausführungen zu bringen, sei an dieser Stelle eine Liste der astrologischen Stellungen aufgeführt, die ich in einem Kinderhoroskop speziell berücksichtige.

  • Elementeverteilung
  • Aszendent in Element / Zeichen
  • Mond in Element / Zeichen
  • absteigender Mondknoten in Zeichen und Haus
  • Saturn und Jupiter in Haus und Aspekten
  • Uranus, Neptun und Pluto an Hauptachsen und im Aspekt zu persönlichen Planeten

In einem zweiten Durchgang berücksichtige ich folgende Themen:

  • Merkur, Venus und Mars in Element / Zeichen
  • Sonne in Element / Zeichen
  • unbesetztes Element
  • Planeten als Einzelgänger in einem Element
  • Planeten an AC oder MC
  • rückläufige oder eingeschlossene persönliche Planeten

Im folgenden werde ich auf die ersten sechs Punkte etwas näher eingehen.

Noch ein Hinweis zur Verschiebung der Deutungsschwerpunkte mit zunehmendem Alter: Gemäss dem hermetischen Gesetz „Wie oben so unten“ widerspiegelt die Entfernung der einzelnen Planeten im Sonnensystem tendenziell die menschliche Entwicklung. Der Mond steht als der erdnahste Himmelskörper auch als astrologisches Prinzip dem Neugeborenen am nächsten. Zweitnächster Planet ist der Merkur, dessen Prinzip mit dem Beginn der Sprachentwicklung in die Kindpersönlichkeit aufgenommen wird. Als nächste Stufen im Spiel mit den Analogien folgen Venus und Mars, die ihre Entsprechungen im Aufbau der ersten Beziehungen und im Nein-Sagen des Kleinkindes finden.


ein stark betontes element

Eine Betonung des Feuerelementes durch persönliche Planeten, Aszendent oder absteigenden Mondknoten weist auf ein aktives Kind hin. Entweder auf der körperlichen oder auf der kreativen Ebene ist dieser kleine „Unternehmertyp“ ständig in Bewegung, klettert auf Bäume, bastelt, organisiert und hält die Umwelt mit seinen Forderungen ganz schön in Trab. Eine Mutter wechselt vermutlich zwischen Hosen waschen, aufgebrachte Nachbarn beschwichtigen und Material anschaffen. Wenn „Nein“ nicht das erste Wort überhaupt ist, so doch ein oft gebrauchtes. Das Feuerelement ist spontan und direkt und äussert sich schon in den ersten Lebensjahren durch einen ausgeprägten Willen und eventuell eine entsprechend heftige Trotzphase.

Daneben wirkt ein erdbetontes Kind auf den ersten Blick fast passiv. Im Gegensatz zum Feuertyp stürmt dieses nicht ins Leben hinein, sondern tastet sich buchstäblich an die Dinge heran. Etwas begreifen ist bei ihm mehr als bei anderen wörtlich zu verstehen: be-greifen. Es nimmt alles in die Hände und oft auch in den Mund, um so durch die direkte Sinneswahrnehmung mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Erdbetonte Kinder können stundenlang Kieselsteine sortieren, jeden Zigarettenstummel von der Strasse aufheben oder die Zahnbürste für die unglaublichsten Experimente gebrauchen. Bedächtig und genau wird alles untersucht. Eine Unterbrechung im Spiel, bzw. in seinen Studien quittiert der kleine Erdtyp oft mit Protest und Gebrüll. So richtig entfalten kann er sich in einem gleichbleibenden, stabilen Umfeld und einem geregelten Tagesablauf. Eine nervöse Mutter, ein ständiges Kommen und Gehen oder neue Möbel im Kinderzimmer bringen ihn leicht aus dem Gleichgewicht.

Ganz anders reagiert ein luftbetontes Kind auf einen „frischen Wind“ in der Familie. Neugierig und offen begrüsst es alles Unbekannte. Kaum kann es sprechen, beginnen die Fragen wie eine unversiegbare Quelle zu sprudeln. Wer nicht ein ausgesprochen redefreudiger Typ ist, hat spätestens beim hundertsten „Warum?“ Mühe, eine klare und freundliche Antwort zu geben, zumal wenn es offensichtlich ist, dass der Kleine gar nicht an der Antwort interessiert ist. Grundsätzlich läuft das Plappermäulchen den lieben langen Tag und braucht für eine gesunde Entwicklung Eltern, die ihm auch zuhören, ihm Geschichten erzählen, mit ihm reden und seinem geistigen Hunger Nahrung bieten. Dazu gehört neben dem Gespräch auch kreatives Spielzeug, das immer wieder neu kombiniert werden kann und so den wachen Geist des Kindes fördert. Selbständig zu denken und zu handeln ist für ein Luftkind eine Selbstverständlichkeit, vorausgesetzt, die Eltern lassen es zu.

Ein wasserbetontes Kind bleibt dafür um so lieber „Kind“. Mehr als alle anderen braucht es Streicheleinheiten und ist ein ausgesprochenes Schmusekätzchen. Wo das Feuerkind seinen Willen einbringt, das Erdkind seine Beobachtungsgabe und das Luftkind einen aufgeweckten Verstand, da zeichnet sich das Wasserkind durch ein feines Stimmungsbarometer aus. Wie kein anderes erfasst es die Hochs und Tiefs der Familienmitglieder, fühlt sich unglücklich, wenn die Mutter mit ihrem Leben unzufrieden ist, oder trotzt und weint, wenn ein unausgesprochener Konflikt zwischen den Eltern in der Luft liegt. „Stimmt“ das Klima – und dies gilt ebenso für die Familie wie für die Schule und das weitere Umfeld -, so lacht und singt es fröhlich und zeigt seine ausgelassene und unbeschwerte Kind-Natur. Mit seinem empfindsamen und beeindruckbaren Gemüt braucht es viel Zärtlichkeit und Zuwendung und spricht weit besser auf eine Umarmung als auf lange Erklärungen an.

Die meisten Kinder sind keine reinen Feuer-, Erd-, Luft- oder Wassertypen, sondern Mischungen davon. Das Horoskop muss differenzierter untersucht werden. In einem nächsten Schritt bieten sich Aszendent und Mond im Zeichen als besonders aussagekräftig an.



Der Aszendent – Das Erscheinungsbild

Der Aszendent wird mit dem Erscheinungsbild gleichgesetzt. Vom ersten Lebenstag an zeigt ein Kind die Zeichenqualitäten seines Aszendenten. Beispielsweise strahlt ein Kind mit einem Steinbock-Aszendenten einen gewissen Ernst aus. Ein gleichaltriges Kind mit einem Krebs-Aszendenten wirkt wesentlich kindlicher. Die Mitmenschen reagieren entsprechend. Im Wechselspiel mit der Umwelt eignet sich das Kind ein passendes Verhalten an und entwickelt Reaktionsweisen mit den typischen Merkmalen des Aszendentenzeichens.

Der Aszendent kann mit einer gut sitzenden Maske verglichen werden, hinter der sich bei näherem Kennenlernen oftmals ein ganz anderer Kern verbirgt. Ein typischer „Aszendenten-Maskenball“ ist beispielsweise der Schuleintritt, bzw. die erste Viertelstunde im Schulzimmer aus der Sicht der Lehrerin. Ein Kind mit Widder-AC stürmt allen voran ins Schulzimmer. Der Stier-AC folgt bedächtig und sichert sich erst mal einen Platz. Zwilling-AC schliesst unter Tür und Angel schnell ein paar neue Bekanntschaften. Krebs-AC fühlt sich ohne die sichere Hand der Mutter ein bisschen verloren. Der Löwe erhebt lautstark seine Stimme und zieht aller Augen auf sich. Aszendent Jungfrau überlegt sich, dass ein Fensterplatz wohl nicht schlecht wäre, und die Waage schaut sich nach einem sympathischen Banknachbarn um. Skorpion hält sich im Hintergrund, um den geeigneten Moment abzuwarten. Schütze hat bereits einige Kameraden von seiner neuen Ballspiel-Idee begeistert. Steinbock geht gemessenen Schrittes auf den ihm geeignet erscheinenden Platz zu und setzt sich. Wassermann freut sich über all das Neue, das dieser Tag mit sich bringt. Den Fische-AC muss die Lehrerin in dem Trubel ziemlich lange suchen…

Diese Karikatur ist gar nicht so übertrieben, wie sie auf anhieb erscheint. Kinder drücken sich oft klarer und ungehemmter aus als Erwachsene.


Der Mond – Was braucht ein Kind zu einer glücklichen Kindheit?

Wenn ein Kind das Licht der Welt erblickt, ist es noch sehr bedürftig. Es braucht Wärme, Nahrung und Geborgenheit, also lauter Mond-Entsprechungen. Auch es selber drückt Lust- und Unlustgefühle durch Strampeln, Lächeln und Weinen aus. Der Mond ist somit das erste Planetenprinzip, das dem Kind als Ausdrucksmittel zur Verfügung steht.

Die Mondstellung im Kinderhoroskop gibt u.a. Antwort auf folgenden Fragen:

  • Was braucht ein Kind, um sich geborgen zu fühlen?
  • Wie soll seine Umgebung sein?
  • Welche Art von Zuwendung schätzt es?
  • Wie reagiert es spontan „aus dem Bauch“?
  • In welchen Bereichen ist es ansprechbar, beeindruckbar, empfindlich?
  • Wie erlebt es seine Mutter?

Kinder mit einem Feuer- oder Luftmond schätzen Abwechslung. Mond in Erde oder Wasser lässt eher auf ein Bedürfnis nach Beständigkeit und einem warmen Familienklima schliessen. In der Zeichenstellung des Mondes finden viele Gewohnheiten und Eigenheiten des Kindes ihre Parallelen. Ich möchte als Beispiel das Gute-Nacht-Ritual der sechsjährigen Nina anführen. Jeden Abend bekommt sie genau zehn Küsse von der Mutter und gibt ihr auch zehn. Und dies nicht einfach links, rechts, klatsch, klatsch, sondern nach einem komplizierten, etwa fünfminütigen Ritual. Nun möchte Nina eine Woche zu den Grosseltern in die Ferien. Sie will jedoch auf kein Gute-Nacht-Ritual mit der Mutter verzichten. Die Lösung des Problems liegt darin, dass die beiden in der Woche vor den Ferien jeden Abend zweimal das gesamte Ritual vollziehen. So nimmt und gibt Nina genau die Anzahl Gute-Nacht-Küsschen, an die sie gewohnt ist. Nur der Zeitpunkt ist verschoben. – Sicher haben Sie es alle schon erraten: Nina hat einen Jungfrau-Mond.


Der absteigende Mondknoten – Ein vertrautes Thema

Zeichen- und Hausstellung des absteigenden Mondknotens zeigen ein Thema auf, das dem Kind ohne ersichtlichen Grund vertraut ist, das jedoch oft in übertriebener oder etwas querer Form zum Ausdruck kommt. So benehmen sich Kinder mit absteigendem Mondknoten in Löwe oder fünftem Haus oft wie verkannte Majestäten, Kinder mit absteigendem Mondknoten in Skorpion oder achtem Haus spielen ihre Wirkung auf andere aus und jene mit absteigendem Mondknoten im Schützen oder neunten Haus wissen alles besser. Mit dem Thema des absteigenden Mondknotens hat ein Kind in der Regel wenig Erfolg, was es im Erwachsenenalter schliesslich veranlasst, sich dem Gegenpol, dem aufsteigenden Mondknoten zuzuwenden und das Thema der ganzen Achse zu einer Synthese zu entwickeln.


Saturn in Haus und Aspekt – Der Weg zur Eigenverantwortung

Saturn gilt als Symbol für Form und Struktur. In den ersten Lebensjahren übernehmen die Eltern die Saturn-Funktion für das Kind, indem sie die Regeln des Zusammenlebens, den Tagesablauf und vieles mehr festlegen. Doch schon bald regt sich in den Kleinen das Bedürfnis, sich zu bewähren. Sie suchen nach Herausforderungen und versuchen diese nach dem Vorbild der Eltern zu meistern. Die Hausstellung des Saturns gibt den Bereich an, in dem ein Kind besonders gefordert sein will. Beispielsweise ist situationsgerechtes Auftreten und Kleidung mit Saturn im ersten Haus besonders wichtig. Saturn im sechsten Haus steht symbolisch für eine kleine Haushalthilfe. Ein Kind mit einem Siebthaussaturn fühlt sich verantwortlich für seine nächsten Freunde, die oft auch jünger sind. Mit Saturn im zehnten Haus mag die Aufforderung heissen, sich wie ein kleiner Erwachsener zu benehmen. Saturn verkörpert eine kritische und anspruchsvolle Haltung den Haus- und Aspektthemen gegenüber. Wenn Eltern dieses Bedürfnis angemessen unterstützen, dem Kind seinem Alter entsprechend Übungsmöglichkeiten und Verantwortung übergeben, entwickelt es Selbstvertrauen und Sicherheit. Stellt sich zum inneren Perfektionsanspruch noch der Ehrgeiz der Eltern oder übertragen diese dem Kind aus Unachtsamkeit oder Bequemlichkeit zuviel Verantwortung, so überfordert sich das Kind leicht. Wenn dann noch Spannungsaspekte des Saturns dazukommen, verfestigt es in sich die Erfahrung, eh nie zu genügen. Saturn äussert sich dann als innerer Leistungsdruck. Ehrgeiz, Härte, Angst und Unsicherheit sind die möglichen Folgen. Die Kinder, die heute heranwachsen, übernehmen den Saturn-Persönlichkeitsteil um einiges früher als ältere Generationen und sind entsprechend selbständiger und verantwortungsbewusster.


Jupiter in Haus und Aspekten – Die Bereitschaft für neue Erfahrungen

Jupiter – traditionsgemäss der „grosse Wohltäter“ – zeigt auch in einem Kinderhoroskop durch seine Haus- und Aspektstellung auf, in welchen Bereichen ein Kind besonders hellhörig für Lob ist, eine besonders optimistische Haltung zeigt und entsprechend leicht mit dem Thema umgeht. Doch heute, im Zeitalter der fast unbegrenzten Möglichkeiten, birgt ein jupiterhaftes Verhalten auch seine Gefahren. Die Jupiterstellung gibt Hinweise auf allfällige Masslosigkeit, Leichtfertigkeit und blinden jugendlichen Eifer. Mit Jupiter im ersten Haus ist die Versuchung zu einem grossspurigen Auftreten beachtlich. Jupiter im zweiten Haus weist auf einen verschwenderischen Umgang mit Geld und Besitz, usw. Den Eltern bleibt es kaum erspart, dem Jupiter ihrer Kinder Grenzen zu setzen.


Uranus, Neptun und Pluto

Die transsaturnischen Planeten werden von Kindern zu einem grossen Teil im Spiegel der Umwelt erlebt. Vor allem die starke Betonung eines oder mehrerer dieser Planeten lässt vermuten, dass das Kind die Eltern und sein nächstes Umfeld mit dieser Prägung erlebt. Ein stark gestellter Uranus fördert schwierige Leitmotive wie „Lass dich nicht ein!“ oder „Sei etwas Besonderers!“ Ein von Neptun geprägtes Kind tut sich schwer mit der Entwicklung eines eigenständigen Egos. Sein Motto könnte lauten: „Meine Familie weiss schon, was für mich gut ist!“ Ein plutonisches Kind erlebt sein Umfeld unter dem Aspekt von Macht oder Ohnmacht. Sein Satz könnte heissen: „Entweder ist man der stärkere und hält die Fäden in der Hand, oder man unterliegt.“

Einerseits erlebt ein Kind mit einem transsaturnischen Planeten an AC oder MC oder in einem starken Aspekt zu persönlichen Planeten Elternhaus und Schule unter der entsprechenden Färbung, gleichzeitig jedoch versucht es auch, die Prinzipien von Uranus, Neptun und Pluto selbst zum Ausdruck zu bringen.

Kinder mit starken Uranus-Aspekten erheben oft Anspruch auf eine gewisse Sonderrolle, wollen nicht mit den anderen in denselben Topf geworfen werden und geniessen es, aufzufallen. Sie brauchen grundsätzlich viel Freiraum. So sollten sie früh schon in einzelnen Bereichen selber entscheiden dürfen und auch die Konsequenzen dafür tragen. So lernen sie mehr als durch Verbote, ihre innere Unruhe zu lenken, So dass die uranische Veranlagung immer mehr zu einer positiven Anregung im Leben wird. Oft fällt es diesen Kindern schwer, sich einzugliedern und anzupassen. Sie brauchen immer wieder die Auseinandersetzung in Gruppen, um zu lernen, anderen denselben Freiraum zuzugestehen, den sie für sich selber beanspruchen.

Kinder mit Neptun-Aspekten im Radixhoroskop nehmen mit Vorliebe unausgesprochene und unterschwellige Themen in der Familie auf. Sie haben eine ausgezeichnete Antenne für die Stimmung in der Familie. Sich selber nehmen diese Kinder oft erst in zweiter Linie wahr; im Vordergrund steht für sie die Familie. So können sie beispielsweise krank werden, weil die Mutter gerne pflegt. Oder sie entscheiden sich für einen Beruf, weil er den Vorstellungen des Vaters entspricht. Grundsätzlich identifizieren sie sich mit der Familie und fühlen sich für Unstimmigkeiten auch leicht schuldig. Die einzige Möglichkeit für Neptun-Kinder, sich gegen eine harte äussere Realität abzugrenzen, ist die Flucht in eine innere Traum- und Fantasiewelt. Sie sind dann zwar körperlich anwesend, ihre Aufmerksamkeit ist jedoch ganz nach innen gerichtet. Wenn Eltern mit einem Neptun-Kind Schwierigkeiten haben, so liegt die Ursache oft nicht beim Kind, sondern in der Familie oder in seinem näheren Umfeld. Das Kind ist nur Symptomträger, wird jedoch dadurch stark in seiner persönlichen Entwicklung beeinträchtigt. Oft sind Neptun-Kinder sehr angenehm und unauffällig. Man ist geneigt, einfach über sie hinwegzugehen oder ihnen allzu schnell zu helfen. Sie benötigen jedoch für eine gesunde Entwicklung die Erfahrung, ein eigenständiges Wesen zu sein und selbst etwas bewirken zu können.

Kinder mit einer Pluto-Betonung im Horoskop brauchen eine gewisse Dramatik. Sie zögern in der Regel nicht, sich diese auch zu verschaffen. Ein Beispiel dazu ist die am Anfang dieses Artikels erwähnte Mars-Pluto-Auseinandersetzung. Mit Merkur-Pluto ist Wissen das Machtmittel, mit Mond- und Venus-Pluto muss Liebe herhalten. „Ich habe dich nur gern, wenn du….“ oder „Ich verlasse dich, wenn du nicht …..“ sind typische Aussagen dafür. Für eine gesunde Entwicklung braucht der kleine Plutonier Eltern, die ihre eigene „dunkle“ Seite akzeptieren und ihre Energien weder unterdrücken noch auf allzu destruktive Weise zum Ausdruck bringen. Als Vorbild helfen sie dem Kind, sein gewaltiges Energiepotential in konstruktive Bahnen zu lenken. Wenn es lernt, sich ohne Angst mit den dunklen, kompromisslosen und intensiven Aspekten seiner Persönlichkeit auseinanderzusetzen, findet es Zugang zu seiner Kraft und Lebendigkeit. Dann kann gerade dieser Teil ein enormes Energiepotential entfalten und es zu einer starken Persönlichkeit heranwachsen lassen.


Sonne – Der zentrale Wesenskern

Die Sonne ist das Symbol für das Vaterbild, für unseren Willen und unser bewusstes Ich. Abgesehen von Hinweisen auf das Erleben des Vaters, ist ihr Einbezug in die Deutung eines Kinderhorosopes frühestens dann angesagt, wenn ein Kind „Ich“ zu sagen beginnt. So richtig zum Strahlen kommt sie erst im Verlaufe der Pubertät, wenn der Jugendliche sich von den Eltern löst, zu einem selbständigen Individuum heranwächst und sein Weg sich abzuzeichnen beginnt. In diesem Weg offenbaren sich Zeichen, Haus und Aspekte der Sonne erstmals in aller Deutlichkeit.